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Positive Effekte der Krise

Beitrag aus dem Kreisanzeiger vom 22. März 2020 und von https://www.lokalo24.de/lokales/fulda/lehrstoff-ohne-lehrkraft-corona-krise-13607088.html vo 21. März 2020

ZWISCHENRUF von Christopher Göbel

Außergewöhnliche Maßnahmen erfordern außergewöhnliche Mittel. Das trifft gerade auf Vieles in unserem Leben zu, auch auf die Lehrkräfte und Schüler in Osthessen. Da die Schulpflicht bis nach den Osterferien ausgesetzt ist, müssen beide Seiten fünf – respektive drei, wenn man die Ferien herausrechnet – Wochen ohne einander auskommen. Und das ist für beide Parteien eine Herausforderung, die innerhalb kürzester Zeit Lösungen benötigte. Was ich so mitbekomme, haben die Lehrkräfte sehr schnell Möglichkeiten gefunden, auf technischem Wege per E-Mail, Videochat oder dem Internet an sich mit ihren Schülern in Verbindung zu bleiben.

Aufgaben ausdenken, die selbstständig von Fünft- bis Zwölftklässlern erledigt werden können, ist wahrscheinlich die größere Herausforderung. Aber an sich tun Lehrer das jeden Tag. Nur müssen sie es nun auf eine andere Art vermitteln. Wenn ich meine eigenen Kinder anschaue, dann funktioniert das auch ziemlich problemlos. Ich danke den Lehrkräften, die nun die Neuen Medien nutzen, um den Lehrstoff zu vermitteln.
Vielleicht hat die ganze Situation auch etwas Positives, denn so wird die Verantwortung für das eigene Lernen bereits ab der fünften Klasse an die Schüler vermittelt. Ab der Oberstufe wird von jedem Schüler selbstständiges Arbeiten erwartet, wie es an den Hochschulen später gang und gäbe ist. Und nun sind schon unsere jüngeren Kinder gefragt, ohne ständige Anleitung zu lernen. Bei meiner Tochter klappte das in der ersten Woche ganz gut und sie setzte sich tatsächlich ohne Ermahnung hin, um das Pensum in Latein, Deutsch und anderen Fächern abzuarbeiten.
Natürlich gibt es auch diejenigen, die meinen, nun fünf Wochen Ferien zu haben. Hier sind dann die Eltern gefragt, sich um den Nachwuchs zu kümmern und sie an regelmäßiges Lernen zu erinnern. Allerdings sollte diese unterrichtsfreie Zeit aufgrund ihrer bisherigen Einzigartigkeit keinen Stress für unsere Kinder bedeuten. Ein gesundes Augenmaß zwischen Lernen und Freizeit ist bei uns Eltern angebracht.
Da die Einschränkung sozialer Kontakte während der Coronakrise gewünscht und sinnvoll ist, könnte bei manchem Kind die Beschäftigung mit dem Lehrmaterial ein probates Mittel gegen Langeweile sein. Wenn unsere Kinder das selbstständige Arbeiten lernen (wie auch für mich das Arbeiten im Home-Office eine relativ neue Erfahrung ist), dann kann das doch nur positive Effekt auf „die Zeit danach“ haben.
Wir können der technischen Entwicklung dankbar sein, die uns erlaubt, beispielsweise per Videochat auch in Kontakt bleiben zu können, wenn die persönliche Nähe gerade nicht die erste Wahl ist. Dank sozialer Netzwerke und Chatprogrammen können wir zumindest das Gefühl haben und vermitteln, trotz räumlicher Trennung am Leben der anderen teilnehmen zu können beziehungsweise andere daran teilhaben zu lassen. Das ist besonders für unsere Kinder und ihre Freunde wichtig.
Insgesamt stellt uns das Virus vor Herausforderungen, die auch ihr Gutes haben können. Weniger Menschen auf der Straße bedeutet auch weniger Benzinverbrauch und damit weniger CO2-Ausstoß. Neben all den negativen Auswirkungen wie Wirtschaftseinbruch, möglichen Massenentlassungen oder Kurzarbeit, vorübergehenden Geschäftsschließungen und den Hamsterkäufen sollten wir irgendwie versuchen, alles zu tun, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen und daraus Lehren zu ziehen. Bleiben Sie gesund.