Beitrag von https://www.beebetter.de/gso-starts-moving-einsatz-fuer-die-wildbienen
Für Schüler der Gesamtschule Obersberg (GSO) in Bad Hersfeld gibt es ein ganz besonders Angebot: die Imker AG. Hier erfahren die Kinder allerlei über Wild- sowie Honigbienen und lernen dieses Wissen auch praktisch umzusetzen. Mit verschiedenen Aktionen tragen die Kinder aktiv zum Bienenschutz bei. Doch damit nicht genug, denn sie wollen auch andere für den Schutz von Insekten und für Umweltprobleme sensibilisieren. Der Einsatz der beteiligten Schüler und Lehrer hat die #beebetter-Jury begeistert und dazu veranlasst, die Imker AG mit dem 5. Platz der Gewinner in der Kategorie "Jugend und Bildung" auszuzeichnen.
Projektbeschreibung
Seit Beginn des Schuljahres 2018/2019 gibt es ein besonderes Angebot für die Schüler der Gesamtschule Obersberg (GSO) in Bad Hersfeld: Arne Stückradt, Stellvertretender Schulleiter der GSO, Horst Massie und Karl-Heinz Humburg, beides pensionierte Lehrer, bieten für die Klassen 5 bis 7 eine Imker AG an. Jeden Dienstagnachmittag treffen sich 10 Schülerinnen und Schüler, um Schritt für Schritt allerlei über Wild- und Honigbienen zu lernen und praktisch umzusetzen. Im gesamten Schuljahr wurden auf dem Gelände der schuleigenen Amphibien- und Reptilienanlage (ARA) regelmäßig Nahrungspflanzen für Honig- und Wildbienen betrachtet und die dort bereits vorhandenen Nisthilfen für Wildbienen (ein nach Internet- Bauanleitung gebautes „Insektenhotel“ sowie zwei Steilwände mit Erd-, Schotter- und Rohbodenflächen) beobachtet.
Im Winterhalbjahr, als keine Arbeiten an den Honigbienenvölkern anfielen, wurden in der AG Biologie und Ökologie der Wildbienen besprochen: Der Gegensatz zwischen solitär lebenden und staatenbildenden Insekten, die unterschiedlichen Niststandorte (im Boden, in Steilwänden, in Holzbohrgängen, in hohlen und markhaltigen Stängeln) und Nistweisen (vorhandene Gänge benutzende Arten und selbst Gänge bauende Arten) wurde an praktischen Beispielen veranschaulicht. Mehrere Doppelstunden wurden darauf verwendet, unterschiedlichen Möglichkeiten kennen zu lernen, den verschiedenen Wildbienentypen sinnvolle Nisthilfen zu bauen (Lehmquader mit Bohrlöchern zwischen 2 und 8 mm Durchmesser, Lehmquader mit kleinen Vertiefungen, Hartholzblöcke mit Bohrlöchern zwischen 2 und 8 mm Durchmesser, Bündel von hohlen und markhaltigen Pflanzenstängeln). Die selbst gebauten Nisthilfen wurden in der ARA aufgestellt oder von den Schülern zu Hause an geeigneten Stellen angebracht und im Frühjahr regelmäßig beobachtet.
Mit der beginnenden Aktivität der Wildbienen stand im Frühjahr die sachkundige Beurteilung der unterschiedlichsten Nisthilfen (selbst gebaute, nach Internetangaben gebautes Insektenhotel, in Baumärkten gekaufte Nisthilfen) durch die Schüler im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit.
Die Imker AG beim Hessentag 2019
Im Juni 2019 fand in Bad Hersfeld der „Hessentag 2019“ mit insgesamt ca. 850 000 Besuchern statt, an dem das benachbarte Oberstufengymnasium „Modellschule Obersberg Bad Hersfeld“ im Rahmen der Ausstellung „Der Natur auf der Spur“ an allen zehn Tagen aktiv mit eigenem Informationsstand zu fünf Naturschutzthemen teilnahm. An vier Tagen waren die Schüler der Imker AG der Gesamtschule Obersberg als Experten mit dem Thema „Wildbienen“ beteiligt. Dabei stellten sie der interessierten Öffentlichkeit folgende Themen vor:
„Heimische Wildbienen – geeignete und ungeeignete Nisthilfen: Insekten mögen viele käufliche Insektenhotels gar nicht“ und „Naturschutz im eignen Garten – Ansiedlung heimischer Tierarten: Amphibien, Reptilien und Wildbienen könnten in vielen Gärten leben“. Selbst gebaute und gekaufte Wildbienen-Nisthilfen der unterschiedlichsten Bauarten und Funktionen wurden in Form einer Dauerausstellung an der Giebelseite der Informationshütte angebracht und eine große Stellwand mit Informationstexten und Fotos gestaltet. Die Eignung der unterschiedlichen Nisthilfen wurde durch rote („funktioniert!“) und grüne („funktioniert nicht!“) Smileys gekennzeichnet. Die Schüler der Imker AG waren in Schichten von jeweils drei Schülern und jeweils fünf Zeitstunden am Informationsstand tätig. Die Fünftklässler der Imker- AG waren im
Gegensatz zu den zeitgleich anwesenden Oberstufenschülern (und den meisten Biologielehrern) die Experten: Sie erläuterten allein oder zu zweit den interessierten Besuchern die Vor- und Nachteile der verschiedenen Nisthilfe-Typen; sie wiesen auf die Bedeutung des neben der Informationshütte extra angelegten Rohbodenbereichs für die bodenbrütenden Wildbienenarten hin; sie verteilten an besonders interessierte Besucher das schuleigene Informationsblatt (insgesamt mehr als 350 Exemplare) .
An vier Terminen fanden zusätzlich vor der Informationshütte Mitmachaktionen der Imker AG für die Besucher statt: „Bauen Sie Nisthilfen für Wildbienen“, bei denen entweder Lehmquader geformt und mit Löchern versehen wurden oder hohle bzw. markhaltige Pflanzenstängel geschnitten und gebündelt wurden, die dann von den Besuchern mit nach Hause genommen werden konnten. Eine dieser Mitmachaktionen wurde sogar vom Hessischen Rundfunk gefilmt und war in der abendlichen „Hessenschau“ im Fernsehen zu sehen.
Weitere Ziele
"Man schützt nur das, was man kennt" - Wir möchten an die positiven Erfahrungen des Hessentages anknüpfen und im Kurpark der Stadt Bad Hersfeld ein Informationsbereich zum Thema Nisthilfen für Wildbienen einrichten, diesen kontinuierlich betreuen und pflegen. Gespräche mit der Stadtverwaltung haben bereits stattgefunden. Damit wollen wir noch mehr Menschen für Wildbienen und ihre Probleme sensibilisieren und einen aktiven Beitrag zum Wildbienenschutz leisten.
Arne Stückradt - So geht's weiter
Als einer der Gewinner in der Kategorie "Jugend und Bildung" erhalten die Fidis ein zweckgebundenes Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro und einen Bienenkoffer im Wert von über 700 €. Wofür werden Sie das Preisgeld verwenden?
Wir werden im Bad Hersfelder Kurpark gemeinsam mit der Stadt Bad Hersfeld, dem NABU, der Kreishandwerkerschaft sowie dem Verein für psychosoziale Hilfen Brücke e.V. einen dauerhaften Infopunkt zum Thema "Nisthilfen für Wildbienen" errichten und dessen Betreuung übernehmen. Angedacht ist es, selbst gebaute und gekaufte Wildbienen-Nisthilfen der unterschiedlichsten Bauarten und Funktionen in Form einer Dauerausstellung vorzustellen. Außerdem wollen wir eine Informationstafel mit Texten und Fotos gestalten und eine Fläche mit Bienenweide ansäen. Die Eignung der unterschiedlichen Nisthilfen wird durch rote („funktioniert!“) und grüne („funktioniert nicht!“) Smileys gekennzeichnet. Die Schüler der Imker-AG werden die Pflege und Betreuung des Info-Standes übernehmen, sie sind durch ihre Ausbildung in der Imker-AG Experten für verschiedene Nisthilfe-Typen.
Aktuell werden die Planungen mit allen Beteiligten konkretisiert und im kommenden Frühjahr soll die Eröffnung stattfinden.
Haben Sie Ihren Bienenkoffer bereits erhalten?
Der Bienenkoffer ist bereits angekommen und wir haben ihn bereits in der Imker-AG eingesetzt. Wir werden ihn künftig regelmäßig in der Jahrgangsstufe 5, bei Präsentationen und bei Tagen der offenen Tür einsetzen.
Welche neuen Ideen, Vorhaben oder Pläne gibt es derzeit für Ihr Bienenprojekt?
Wir denken darüber nach, auch mit ortsansässigen Firmen zu kooperieren. Diesbezüglich haben wir schon Gespräche mit der IHK geführt. Uns schwebt vor, gemeinsam mit interessierten Unternehmen und Handwerksbetrieben Teile von Grünflächen auf dem Firmengelände zu Blühwiesen bzw. Bienenweiden umzugestalten und dort Nisthilfen für Wildbienen aufzustellen, auch als Information für Kunden, Besucher sowie Firmenmitarbeiter. Wir wollen ebenfalls anbieten, auf dem Gelände eines Betriebes ein Honigbienenvolk aufzustellen und zu betreuen.
Welche Projekte und Ideen sollen als nächstes umgesetzt werden?
Die Balkenkonstruktion für einen dauerhaften Wildbienen-Informationsstand in Bad Hersfeld wird ab Februar 2020 von einem Projekt für beschäftigungslose Jugendliche (Träger Landkreis oder Kreishandwerkerschaft) gebaut. Dafür werden wir im Winter eigene Wildbienennisthilfen bauen, die dann im Kurpark angebracht werden.
Was hat sich seit der Bewerbung bei #beebetter alles getan?
Wir versuchen weiterhin Netzwerke zu knüpfen und Partner aus der Region zu aquirieren. Wir haben viele Gespräche geführt, unter anderem mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises, der Stadt Bad Hersfeld, dem NABU, dem örtlichen Imkerverein, etc. All diese Gespräche und die daraus resultierenden "kleinen Schritte" tragen dazu bei, die Situation der Wildbienen vor Ort zu verbessern und die Öffentlichkeit in der Schule und außerhalb der Schule für diese Problematik zu sensibilisieren.
Wie haben die Menschen aus Ihrem Umfeld auf die #beebetter-Auszeichnung reagiert?
Die Freude an der Schule war groß, sowohl bei den Schülern als auch bei Kollegen und Schulleitung.
Konnten Sie weitere Mitstreiter für Ihre Sache und für den Bienenschutz gewinnen?
Neben dem Kreisnaturschutzbeirat, der Industrie- und Handelskammer, dem NABU- Kreis- und Ortsverband, konnten wir in den letzten Wochen noch Kontakte zur Kreishandwerkerschaft und zu dem Unternehmen GLS (Paketdienst) knüpfen. Das Projekt „Mitreisende“ der Kreishandwerkerschaft arbeitet mit Jugendlichen ohne Beschäftigungsverhältnis und wird ab Februar in der eigenen Holzwerkstatt die Balkenkonstruktion für einen dauerhaften Wildbienen-Informationsstand in der Stadt Bad Hersfeld bauen.
Angeregt durch viele Gespräche über unser Projekt innerhalb der Schule und mit der Stadtverwaltung, meldete sich der Ortsbeirat eines Stadtteiles von Bad Hersfeld mit der Bitte, die Möglichkeiten zur Errichtung eines dauerhaften Wildbienen-Informationsstandes in diesem Stadtteil zu prüfen und wenn dies möglich ist, auch dort einen Informationsstand zu planen und später auch zu betreuen.
Haben Sie die #beebetter-Auszeichnung im kleinen Rahmen ordentlich gefeiert?
Das steht noch aus. Wir wollen das bei besserem Wetter machen. Geplant ist ein Grillfest gemeinsam mit den Kindern und unseren Förderern.
Haben sich durch die Initiative #beebetter mögliche Kooperationen oder neue Bienenprojekte ergeben?
Bei der Vorstellung unserer Aktivitäten im Rahmen von #beebetter bei der Kreishandwerkerschaft ging es um die Frage, ob die Kreishandwerkerschaft mit ihrem Projekt „Mitreisende“ die Konstruktionsarbeiten für einen dauerhaften Wildbienen-Informationsstand übernehmen könnte. Da entschied der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft spontan, dass dann zusätzlich auf dem Gelände der Ausbildungswerkstätten der Kreishandwerkerschaft ein baugleicher Wildbienen-Informationsstand errichtet werden soll, der dann auch von uns mitbetreuet werden kann.
Was erhoffen Sie sich für die Imker AG und für den Bienenschutz in der Zukunft?
Wir hoffen, dass sich das Thema dauerhaft in der Öffentlichkeit etablieren kann. Schade wäre es, wenn es sich nur um einen kurzen Hype handeln würde. Außerdem sollte jeder Einzelne erkennen, dass er ganz einfach einen Beitrag zum Schutz von Wildbienen leisten kann. Wir wollen die Schüler und auch die außerschulische Öffentlichkeit erreichen.
Die Imker AG der Gesamtschule Obersberg stellt sich vor
Wir sind zehn Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 10 und 12 Jahren (Jahrgangsstufe 5-7) und bilden gemeinsam die Imker AG der Gesamtschule Obersberg in Bad Hersfeld. Wir betreuen unter Anleitung unserer AG-Leiter Arne Stückradt (stellv. Schulleiter), Horst Massie und Karl-Heinz Humburg (beide pensionierte Lehrer) zwei schuleigene Bienenvölker. Dabei erlernen wir nicht nur die Grundtechniken der Imkerei und einen ruhigen und entspannten Umgang mit den Bienenvölkern, sondern erfahren auch Einiges über das Verhalten, die Entwicklung, die Nahrungsaufnahme, die Orientierung, die Vermehrung und die Überwinterung der Honigbienen.