Reisetagebuch Teil 6: Obersberg-Chor besucht die großen Tiere
Hersfelder Zeitung, Beitrag vom 05. 05. 2018
ETOSHA-NATIONALPARK. Der Chor der Modell- und Gesamtschule Obersberg wird Sonntagvormittag in Bad Hersfeld mit intensiven Erinnerungen im Gepäck zurückerwartet. Vor dem fast 30-stündigen Heimtransfer hat uns HZ-Geschäftsführer Markus Pfromm noch einen Tagebucheintrag gesendet.
Der wundervolle Autor Erich Kästner hätte wohl manches darum gegeben, das noch miterleben zu können: Was für eine Konzertreise für unser fliegendes Klassenzimmer! Gekrönt wird sie vom Besuch des berühmten Etosha-Nationalparks in der namibischen Savanne, dem Reich der großen und wilden Tiere. Kaum da, präsentieren sich uns majestätisch Giraffen. Wir sehen erhöht vom Bus aus durch offene Scheiben grasende Zebraherden und ganz nah auch einen Elefanten. Unbeeindruckt glotzt ein Kudu. Springböcke blicken kurz auf und ziehen weiter. Werden wir auch Löwen sehen? Und wie! Bei der Paarung können wir sie beobachten. Unglaublich selten ist das im Etosha selbst für erfahrene Guides zu sehen. Eingesprüht mit dem örtlichen Mittel Peaceful Sleep oder eben Mückenschutz von daheim, macht sich in der namibischen Savanne Jagdfieber breit unter uns Digitaljägern, die wir mit Handys oder großem Fotogerät bewaffnet sind.
Wie schön, dass wir diese aufregende Freude miteinander teilen können. Wir sind als Momentensammler ganz im Jetzt gefangen. Nervenkitzel. Das ist nicht der Augenblick, um über Bilder
von Armut und Krankheit nachzudenken, die uns auf der Reise neben Naturwundern eben auch begegnet sind. Bilder, die genauso bleiben werden. Wie überhaupt allen, und gerade den Kindern und Jugendlichen, klar geworden ist, dass dieses Land, wie aus einer anderen Welt anmutend, mit unseren nordeuropäischen Maßstäben nicht zu messen ist. Der atemberaubenden Schönheit der Landschaften und der fröhlichen, herzlichen Freundlichkeit der Menschen stehen sichtbare Probleme gegenüber. Davon manchmal verunsichert, zum Glück aber nicht verstört, nimmt die junge Gruppe viel aus eigenem Erleben mit nach Hause.
Was bleibt bei mir nach diesen Tagen? Einmal mehr die Erkenntnis, dass wir in einem gelobten Land leben. Der liebenswerten Chorgemeinschaft, die mich so freundschaftlich aufgenommen hat, möchte ich mit dem Schlusslied des musikalischen Namibiaprogramms, dem irischen Segen, wünschen: Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott euch fest in seiner Hand.
von Markus Pfromm