Reisetagebuch Teil 4: Obersbergchor im Staatscamp und mit Grenzerfahrungen bei Reise durch Namibia
Hersfelder Zeitung, Beitrag vom 03. 05. 2018
Das Thema
Der Chor der Obersbergschulen ist am Donnerstagabend zu einer Konzertreise nach Namibia gestartet. Begleitet werden die Jugendlichen von HZ-Geschäftsführer Markus Pfromm – in seiner Freizeit und auf eigene Kosten. Er wird in einem Reisetagebuch von den Erlebnissen des Chores berichten.
SWAKOPMUND. Echt voll eklig. Alea Karsten bringt es auf den Punkt – aber auch ein tapferes Lächeln fertig. Das städtische Nachtlager in Swakopmund ist abgewrackt. Schimmel, Dreck, grenzwertige Bettwäsche. Natürlich sackt die Stimmung erstmal ab. Die Reisekasse erlaubt eben nicht nur komfortable Lodges. Dazu kommen leichtere Infekte. Andere Länder, andere Bakterien. Als Mutter einer Chorsängerin haben wir die Ärztin Cordula Haßler dabei. Mit Zuwendung und Medikamenten hat sie alles bestens im Griff. Swakopmund beschert dem Chor einen großen emotionalen Erfolg beim Auftritt in der bestens besuchten evangelisch-lutherischen Kirche. Das baut alle wieder auf. Organisiert wurde das Konzert von Dörte Witte. Mit ihrer Musikschule steht die sechsfache Mutter im Zentrum des kulturellen Lebens für die gut 12 000 deutschstämmigen Bürger in der 35 000 Einwohner zählenden Stadt. Die ist mit Läden wie „Robben- und Kuduschuhe Sibold“, dem Hotel Kaiser oder dem Woermannhaus in der Bismarckstraße bis heute geprägt von deutscher Kolonialgeschichte. Fern der Heimat wirkt das auf uns ebenso vertraut wie verwunderlich. Von Dörte wie von unserem Reiseleiter und Fahrer, dem Deutsch sprechenden Buschmann Daniel Khomob, werden wir vor Kriminalität gewarnt. Speziell abends geht also allein gar nichts außerhalb sicherer Anlagen. Das ist mit unseren jungen Leute, die wirklich fabelhaft diszipliniert sind, kein Problem. Gleichwohl gibt es auch ungeahnte Gefahren. Auf dem Weg zu einem vom Lions-Club Schlüchtern unterstützten Altenheim, drückt neben mir Lorenz Reichel auf den Knopf der Fußgängerampel – und der Schüler bekommt einen
gewischt, dass es ihm bis ins Bein kribbelt. Elektrisierend sind also nicht nur unsere Eindrücke bei der Delphin- und Pelikantour auf dem Atlantik oder dem Jeep-Ausflug in die lebendige
Wüste mit durchsichtigen Gekkos, kampflustigen Skorpionen und Dornengurken. Dass unser Naturführer Klaus Eisenberg dabei wissbegierig auch über den Uranabbau, Apartheid, das Leben als Weißer unter den veränderten politischen Verhältnissen ausgefragt wird, das ist Lernen fürs Leben live für die aufgeweckte Truppe. (map)
von Markus Pfromm