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Schokoküsse auf dem Plan

Hersfelder Zeitung, Beitrag vom 11.10.2017

Gesamtschule Obersberg bietet seit diesem Schuljahr das Fach Gesundheit an

„Ihr dürft sie essen“, sagt Sina Götz, während die Schüler mit großen Augen auf die Schokoküsse starren. „Aber, und das ist wichtig, nutzt dafür den kleinen Löffel, und zwar für alle Teile, auch die Waffel! Lasst euch Zeit -- versucht zu hören, zu schmecken und zu riechen!“ Einen Augenblick später ist es in der G7c mucksmäuschenstill. Vorsichtig wird der Schaum aus der Schokoladenhülle gelöffelt.

Bewusst Essen ist das Thema, um das es in dieser Unterrichtsstunde geht. Wie im Kopf ein „Stopp-Signal“ entsteht, dass Geschmacksknospen auch belegt sein können oder dass sich einzelne Bestandteile eines Lebensmittels nicht nur schmecken, sondern auch riechen und fühlen lassen – genau das sind die Dinge, die die Schüler in den 45 Minuten in praktischen Selbstversuchen erfahren. Gesundheit heißt das Fach, das Lehrerin Sina Götz gerade unterrichtet. An der Gesamtschule Obersberg steht es seit diesem Schuljahr für alle siebten Klassen auf dem Stundenplan.

Zeit sinnvoll nutzen

Ausgangspunkt für die Einführung des eine Stunde pro Woche gelehrten Wahlpflichtfachs war der Rückgang vom G8- zum G9-System. Durch das Zusatzjahr in der Mittelstufe sei ein kleiner Puffer in der Stundentafel entstanden, erklärt Götz. Man habe überlegt, wie sich dieser sinnvoll füllen lasse und sich für die Planung des neuen Fachs statt beispielsweise eine weitere Stunde Hausaufgabenbetreuung entschieden.

„Wir haben in vielen Bereichen beobachtet, dass allgemeines Laienwissen zu Gesundheitsthemen bei den Schülern sehr stark zurückgeht“, berichtet die Lehrerin. „Das sehen wir zum Beispiel an den Sanitätern, die ganz häufig gerufen werden, weil die Schüler selbst nicht einschätzen können, wann sie wirklich Hilfe brauchen und wann sie sich vielleicht auch selbst helfen können.“ Auch im Sportunterricht bemerkten Kollegen ähnliche Probleme.

Vermittelt werden sollen in den Gesundheitsstunden daher vor allem Inhalte, die auch außerhalb der Schule relevant sind. Eingeteilt sind diese in drei verschiedene Themenbereiche: Ernährung, Bewegung sowie Gewalt und Sucht. Dafür, dass der Unterricht nun systematisch nach Lehrplan stattfinden kann und vom Schulamt genehmigt wurde, war eine akribische Planung vonnöten. Fast zwei Jahre ist es daher auch schon her, dass jene sechs Lehrer, die das Fach in diesem Schuljahr unterrichten, eine Arbeitsgruppe bildeten und damit begannen, ein Grundkonzept zu entwickeln. Bei der detaillierten Ausarbeitung der Curricula erhielten sie später fachmännische Unterstützung: Finanziert von einer großen Krankenkasse, um deren Förderung sich die Schule erfolgreich beworben hatte, standen ihnen eine Ernährungswissenschaftlerin und ein Sportwissenschaftler zur Seite.

Wichtig war bei allen Überlegungen, den Schülern im Unterricht nicht das klassische „Richtig oder Falsch“ vorzugeben, sagt Götz. Vielmehr gehe es darum, für verschiedene Themen zu sensibilisieren, am besten durch gemeinsame Gespräche und eigene Erfahrungen. Wie dies funktioniert, haben die Lehrerin und ihre Schüler an diesem Tag gezeigt -- im Selbstversuch mit dem Schokokuss.

von Kristina Marth

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