Hersfelder Zeitung, Beitrag vom 28.05.2016
Achtklässler interviewten junge Männer
Wie schlecht müssen die eigenen Lebensverhältnisse sein, damit man aus seiner Heimat flieht? Welche Erwartungen und Wünsche haben Flüchtlinge an das Leben in Deutschland?
Diese und viele weitere Fragen haben wir, die Klasse G 8b der Gesamtschule Obersberg, jungen Männern aus Eritrea, Somalia und Afghanistan gestellt, die seit zwei Jahren in Bad Hersfeld leben. Alle vier Jungen gehen in eine Intensivklasse der Beruflichen Schulen am Obersberg, wo sie die deutsche Sprache lernen.
Im Deutschunterricht haben wir vor dem Interview einen Fragenkatalog zusammengestellt. Besonders haben uns Fluchtmotive, Fluchtwege und deren Gefahren sowie die Ankunft der Flüchtlinge und die Art, wie ihnen die Menschen hier begegnet sind, interessiert. Durch die bereitwillige Beantwortung aller Fragen und die eindrucksvollen Schilderungen haben wir zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen.
Auf die Frage, was sie über das Vorurteil denken, dass viele Flüchtlinge nur aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind, haben sie uns erzählt, dass dies vollkommener Unsinn sei. In ihrer Heimat hatten sie ständig Angst um ihr Leben. Die gewaltsamen Unterdrückungen und die fehlenden Menschenrechte haben ihnen keine andere Wahl gelassen, als zu fliehen.
Doch auch der Start in Deutschland ist für die jungen Männer nicht einfach gewesen. Das Leben in einem fremden Land, dessen Sprache sie nicht konnten und dessen Kultur eine vollkommen andere ist, als die, die sie bisher gekannt haben, hat so einige Tücken mit sich gebracht. Trotzdem sind sie froh in Deutschland zu sein. Die Menschen hier seien ihnen freundlich begegnet und sie selber sind voller Hoffnung, eine bessere Zukunft zu haben.
Alle möchten einen guten Schulabschluss machen, um im Anschluss eine Ausbildung absolvieren zu können. Wir wünschen ihnen alles Gute und sind froh in einem Land zu leben, in dem man Menschen, die in solche Not geraten sind, helfen kann.
Klasse G8b
Klasse G8b mit Klassenlehrer Jens Rathcke Foto: Marth/HZ