Gesamtschule Obersberg macht mit
osthessen-news, Beitrag vom 19.11.2015
Wie war das Leben im Osten? Diese Frage stellten Schülerinnen und Schüler der Klassen R10d, R10e, G8b und G8c der Gesamtschule Obersberg und begaben sich im Rahmen der Leseaktion „Bad Hersfeld liest ein Buch“ auf eine literarische, historische und musikalische Zeitreise nach Ostberlin in das kürzere Ende der Sonnenallee.
Ihr erarbeitetes, kurzweiliges und dennoch informatives Programm stellten die Mitwirkenden am Mittwochabend im Audimax im Schulzentrum Obersberg den interessierten Eltern und Gästen vor, die von Gymnasialzweigleiterin Cornelia Handke herzlich begrüßt wurden.
Vom Mauerbau bis zum Mauerfall erstreckte sich die Zeitreise, die von den Schülerinnen und Schülern mit ihren Lehrkräften akribisch aufgearbeitet wurde und eine Klasse sogar nach Leipzig reiste, um sich im „Zeitgeschichtlichen Forum“ zu informieren. „Sie hatten es nicht einfach, haben es aber auf die leichte Schulter genommen“, erläuterten Julia, Zoe, Bastian und Max aus der G9b, die das ausgewählte Buch „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von Thomas Brussig vorstellten, der darin von seiner Generation erzählt, die in der DDR aufwuchs, dabei aber schon auf dem Sprung ins vereinte Deutschland war, ohne es auch nur zu ahnen. Erste Liebe, Eifersucht – das und vieles dazu war ähnlich auf der kürzeren Seite der Berliner Sonnenalle (im Osten) und der längeren Seite (im Westen), um deren Aufteilung sich die Siegermächte stritten.
Mit ihrem gelungenen Beitrag „Ich schreibe eine Eingabe“ übernahmen Schülerinnen und Schüler der Klasse G9b eine Szene aus dem Buch, ergänzten die Protagonisten aber durch ihre „inneren Stimmen“. Sehr erheiternd gestalteten Lisa, Marius, Felix H., Jule, Jan und Manuel aus der Klasse G8c den Sketch „Familie Kuppisch bekommt ein Telefon“. Im Dialog versuchten Schülerinnen und Schüler außerdem zu ergründen, wie das Leben im Osten war. Mit Reiseverbot aus Angst vor westlichen Einflüssen, der Stasi, die andere Länder, aber auch die eigene Bevölkerung ausspionierte, die Einschränkungen bei der Musikauswahl, wobei „Moscow“ von Wonderland, das verbotenste der verbotenen Lieder, ausgerechnet dem ABV = Abschnittsbevollmächtigtem zu Ohren kam. Das war noch schlimmer als die Beleidigungen der Wessis über die Mauer hinweg, die auch mal riefen: „Zoni, mach mal winke winke.“
Mit dem Lesen und der intensiven Auseinandersetzung mit diesem Buch erarbeiteten sich die Schülerinnen und Schüler ein Stück jüngere deutsche Geschichte, die sie selbst gar nicht erlebt haben. Es wirft allerdings auch die spannende Frage auf, wie die Deutschen in Ost und West ihre unterschiedlichen Erfahrungen gemeinsam nutzen können, um heute die Funktionsfähigkeit, die Akzeptanz und die Bereitschaft zur Stärkung unserer Demokratie zu verbessern, die durch das Erinnern an die Ereignisse im Herbst und Winter 1989/90 besonders angeregt wird.
Die Instrumentalgruppe setzte mit „Auferstanden aus Ruinen“, „Hiroshima“, den Pionierliedern „Kleine weiße Friedenstaube“ und „Über allem strahlt die Sonne“ sowie „Wind of change“ musikalisch Zeichen. „Get it on“ erwies sich als äußerst tanzbar und sorgte für Begeisterung. Zum Abschluss der gut einstündigen Veranstaltung erklang „Imagine“ von John Lennon, das zum Gedenken an die Opfer des Terror-Anschlages in Paris gespielt wurde.
von Gudrun Schmidl
Fotos:Barbara Kilian