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Hersfelder Zeitung, Presseartikel vom 23.04.09: Auf den Spuren der Römer

Lateinschüler aus Bad Hersfeld besuchten Xanten am Niederrhein

Bad hersfeld. Lateinunterricht da, wo römische Sprache und Kultur einst blühten, stand bei Schülern der Konrad-Duden-Schule und der Gesamtschule Obersberg auf dem Stundenplan. So fuhren sie gemeinsam nach Xanten am Niederrhein, das vor 1800 Jahren als Stadt den Namen Colonia Ulpia Traiana trug.

Wie einst der römische Statthalter Varus mit seinen Legionären begaben sich die Acht- und Neuntklässler der beiden Hersfelder Schulen in Richtung Niederrhein – wenn auch im Reisebus. Ziel der Studienfahrt waren der archäologische Park und das Römermuseum direkt neben der heutigen Stadt Xanten. Deren „Vorläufersiedlung" war in antiker Zeit in Bezug auf Ausdehnung und Einwohnerzahl nicht wesentlich kleiner als die moderne Stadt. Die Colonia Ulpia Traiana ist erst zum geringeren Teil ergraben und archäologisch erforscht. Das ist auch deswegen bemerkenswert, da die moderne Stadt nicht wie im Fall von Köln, Mainz oder Trier über der antiken Siedlung errichtet ist, sondern vor den Toren der Stadt, die bis zum Ende der römischen Epoche imposant das westliche Niederrheinufer weithin sichtbar dominierte.

Die Schüler verbrachten den ganzen Tag kurzweilig in der ehemaligen Römersiedlung, die zivilen Charakter hatte. Deren vorgelagerte Militärlager aber dienten einst als Stützpunkte für die Eroberung des rechtsrheinischen Germaniens, bis diese imperialen Bestrebungen mit der verheerenden Niederlage der Römer gegen die Germanen in der Varusschlacht vor genau 2000 Jahren ihr Ende fanden.

Auf Führungen lernten die Lateinschüler aus Bad Hersfeld die eindrucksvolle Teilrekonstruktion des Hafentempels ebenso kennen wie die römische Herberge mit ihrem integrierten „Wellnessbereich", genannt Thermen, oder einer antiken Latrine. Anhand der gerade im Aufbau befindlichen Handwerkerhäuser mit ihrer Lehmbauweise erhielten die „Lateiner" auch einen Einblick in die Experimentalarchäologie. Danach ging es weiter zum zumindest teilweise wieder errichteten Amphitheater, in dem einst blutige Spiele 10 000 Zuschauer in ihren Bann zogen. Längst nicht alle Sehenswürdigkeiten im Park konnten während des Rundgangs in Augenschein genommen werden, zumal der Wettergott den Hersfeldern nicht hold war.

Mitmach-Programm

Als weitere Programmpunkte an diesem Latein-Studientag standen eine fachlich fundierte Führung im funkelnagelneuen Römermuseum und ein „Mitmach-Programm" auf dem Plan. Hier konnten sich die Jugendlichen je nach Interessenschwerpunkten entweder in antiker Mathematik versuchen oder unter dem Motto „Geschichte zum Anfassen" Originalfunde in die Hand nehmen, um sie buchstäblich zu begreifen. Andere Schüler bogen Fibeln (antike „Sicherheitsnadeln" bzw. Broschen) oder schnitten Gemmen, die früher als Siegel und zugleich als Schmuck dienten. (red)


Geschichte hautnah: Die Lateinschüler vor dem zum Teil rekonstruierten Hafentempel im archäologischen Park Xanten.
Foto: nh