Die Saftbar der Aktion „Lolls ohne Prolls" wird von Jung und Alt gut angenommen
Von Kristina Marth
Bad Hersfeld. Einen schwarzen Anzug, Schlips und schicke Schuhe trägt der junge Mann, der sich in seiner Mittagspause gerade einen „Manhattan" bestellt hat. Voller Erwartung nimmt er den ersten Schluck und seine skeptische Mine hellt sich auf. „Gar nicht 'mal übel", gibt er von sich, „fast besser als der echte. „Der echte" wäre das alkoholische Mixgetränk, das man unter dem Namen in jeder guten Cocktailbar bekommt. Dieser „Manhattan" ist jedoch anders. Ausgeschenkt wird er an der Saftbar, die als Teil der Aktion „Lolls ohne Prolls" in der Stadt steht, und im Gegensatz zur herkömmlichen Version ist er alkoholfrei.
„Die Cocktails werden super angenommen", verrät Christine Fuchs-Hannappel, Schulsozialarbeiterin der Modellschule Obersberg, „dank der Versorgung aus dem News Café mit Wasser und anderen Kleinigkeiten läuft es richtig gut."
Nicht verteufeln
Die Saftbar, in der Mitglieder der Peergroup der Schule die Cocktails ausschenken, solle einfach eine Alternative darstellen, stellt sie klar. Es gehe nicht darum, jegliche Form von Alkohol zu verteufeln, schließlich seien die Flasche Bier beim Essen oder das Glas Wein beim guten Gespräch längst ein Teil der deutschen Kultur geworden.
Ähnlich sieht das auch Christina Heimeroth von der Fachstelle für Suchtprävention, die ebenfalls an der Aktion beteiligt ist. „Wir wollen einfach Position beziehen", erklärt sie. „Jeder weiß, dass an Lolls getrunken wird. Wir wollen verhindern, dass Grenzen überschritten werden und es zu Ausschreitungen kommt."
Grenzen getestet
Grenzen getestet und möglicherweise auch überschritten haben die meisten Mitglieder der Peergroup selbst auch schon das ein oder andere Mal. Über eigene Erfahrungen spricht jedoch niemand gerne. Ähnlich ist dies bei den meisten Eltern: Geht es um den Alkoholkonsum der eigenen Kinder, hält man sich lieber sehr bedeckt.
„Niemand spricht gerne über eigene negative Erlebnisse", weiß auch Christine Fuchs-Hannappel. „Erfahrungsgemäß kann ich jedoch sagen: Der Alkoholkonsum beginnt immer früher." Aus diesem Grund sollen die klaren Vorgaben, die der Gesetzgeber macht, zu denen zum Beispiel das Verbot des öffentlichen Konsums von Alkohol unter 16 Jahren zählt, unterstützt werden.
Ob die Saftbar sowie „Lolls ohne Prolls" am Ende die gewünschte Wirkung zeigen, lässt sich schwer sagen. „Ich glaube, in dem Alter ist es schwierig, sich über so etwas ernsthafte Gedanken zu machen", schätzt Peergroup-Mitglied Secil Caliskan die Reaktion insbesondere von jüngeren Jugendlichen ein.
Nur nicht untätig
Hinter der Aktion stehen sie und ihre Freundinnen dennoch. „Wichtig ist doch, dass wir nicht untätig sind", sagt sie. „Wenigstens wollen wir sagen können: Wir haben es probiert."