Immer mehr Schüler entdecken den Reiz exotischer Sprachen
Von Philipp Breitbart
Bad Hersfeld. „Vamos la! Venham e nos deixe aprender o portugues..." – ,,Kommt und lasst uns Portugiesisch lernen! Unter diesem Motto begrüßt Elisabeth Franz jeden Mittwoch um 13.20 Uhr die Schüler der Portugiesisch-AG in der Gesamtschule Obersberg.
Wie an den restlichen Schulen des Kreises hat auch hier die Globalisierung relativ unbemerkt Einzug in den Sprachenunterricht der Jugendlichen gehalten. Während Englisch, Latein, Französisch und Spanisch mittlerweile einen festen Platz im Lehrplan haben, bieten einige Schulen darüber hinaus eine Förderung in Russisch, Italienisch, Portugiesisch oder sogar Chinesisch an.
China ist nicht weit weg
„China ist heutzutage gar nicht mehr so weit weg, viele Produkte werden dort hergestellt", erzählt Jiong Gong, geboren in Shanghai und seit Januar an der Gesamtschule Geistal als Mathe- und Physiklehrer tätig. Er ist ein wenig stolz über die wachsenden Bedeutung seines Heimatlandes und seiner Muttersprache für die westliche Welt. So war es nicht überraschend, dass die Schulleitung ihn kurz nach seinem Dienstantritt in Hersfeld vorschlug, eine Chinesisch-AG anzubieten.
Keine Angst vor Vokabeln
Während sich im zweiten Halbjahr des vergangenen Schuljahres bereits sechs neugierige Schüler auf eine sprachliche Entdeckungstour in das Reich der Mitte begeben haben, stieg nach den Sommerferien die Interessentenzahl drastisch. 15 bis 20 Jugendliche haben sich zur ersten Informationsveranstaltung des freiwilligen Nachmittagsangebotes, dass dienstags in der Zeit von 13.30 Uhr bis 15 Uhr stattfindet, angekündigt. Schüler, die nun bei dem Angebot von Jiong Gong das Lernen von unzähligen Schriftzeichen und Vokabeln befürchten, können unbesorgt sein. „Mir geht es vielmehr um die Qualität, als die Quantität des vermittelten Stoffes", verrät der Pädagoge das Konzept seines Kurses, bei dem er vor allem auf die Grundlagen der Sprache wert legt. So steht vor allem die für die chinesische Kommunikation sehr bedeutende Betonung von Anfang an weit oben auf der Tagesordnung. ,
„Ich versuche auch die Entstehung der Schriftzeichen aus der früheren Höhlenmalerei zu vermitteln. Wer diesen Werdegang verstanden hat, kann sich viele Symbole später ohne Lernen erschließen", führt Gong einen weiteren Aspekt seiner Spracherziehung auf. Wie das Chinesisch-Angebot im Geistal soll auch die Portugiesisch-AG am Obersberg viel mehr ermöglichen, als nur das Erlernen fremder Wörter und Sätze. Durch das Entdecken einer neuen Sprache verschaffen sich die Schüler Zugang zu einer für sie bisher unbekannteren Kultur.
„Ich behandle auch kulturelle Faktoren, wie Musik, Lebensarten und Geschichte der portugiesisch redenden Bevölkerungen", nennt Elisabeth Franz einen Schwerpunkt ihrer Arbeit. Wie Jiong Gong hat auch die gebürtige Brasilianerin den Vorteil, dass sie ihre Muttersprache lehrt und somit deren Philosophie authentisch vermitteln kann. „Die Kinder in meiner Gruppe sind alle mit sehr viel Freude bei der Sache und erzielen dementsprechend schnell große Fortschritte", berichtet Elisabeth Franz. Schon nach einem Jahr Portugiesisch-Unterricht würden sich die Schüler relativ gut in der für sie neuen Kultur zurecht finden. Auch das Übersetzen von Texten sei kein Problem.
Den meisten Kurs-Teilnehmern wird dann auch bewusst, dass ungefähr 200 Millionen Menschen weltweit Portugiesisch als ihre Muttersprache bezeichnen – also eine Bevölkerungszahl, die doppelt so groß ist wie die der deutsch sprechenden Menschen.
Jiong Gong aus China.
Elisabeth Franz gibt den Schülern der Portugiesisch-AG
an der Gesamtschule Obersberg Einblicke in die brasilianische Kultur.
Foto: privat/nh