Neues von der SchuB-Front
von Sonja Schwedes
Passend zu den winterlichen Beschäftigungen liegen wir in den SchuB-Klassen mit unseren pädagogischen Tätigkeiten zurzeit voll im Trend: Einige jugendliche "Schwergewichte" der 09HH wurden auf den Weg zur Projektprüfung gebracht, ein paar engelähnliche Raumgleiter am Boden der Tatsachen verankert. Man glaubt es kaum, es werden ungeahnte Präsentationskräfte in Gang gebracht, Showmasterfähigkeiten treten zutage und Medienkompetenzen nonchalant und locker gezeigt. Ich spreche im männlichen Plural, denn hier sind jetzt nur Jungs. Sie glauben es immer noch nicht? Hier in SchuB wird gezaubert!
Die neue achte Klasse ist unterwegs bei Kreishandwerkerschaft und Lehrbaustelle Bebra, um sich beruflich zu orientieren. Die Stimmung in der Klasse ist von Anfang an gut. Für Jungs um die 14 heißt das aber auch, Gelegenheiten zur Schneeballschlacht nicht verstreichen zu lassen... Der eigentliche Ernst des Lebens muss hier noch näher herangerückt werden. Das Einzige was zurzeit bei den Jungs heranrückt, ist die Fluchtlinie zum Horizont mit Pausen, Schulschluss und Weihnachten (wegen Geldgeschenken?). Aber sehen wir es pädagogisch positiv: Spiel ist die Erprobung des Ernstfalls - auch wenn es zunächst nur der Fall in einen Schneehaufen ist.
"...as every year..." finden wir in unserer Etage zu emsigen, vorweihnachtlichen Beschäftigungen wie Backen, Dekorieren (das klingt flotter als Basteln!) und - man staune und höre vor allem: Hier wird auch musiziert. Jetzt sagen Sie: Die machen da ein bisschen Beschäftigungstherapie, alles Pille Palle, die sollten lieber Mathe und Deutsch lernen. Ja, das tun wir auch: zum Beispiel beim Berechnen des Einkaufs für verschiedene Plätzchenrezepte. Und: Nein, wir machen keine Kuschelpädagogik, wir haben hier alle Lederjacken an und zeigen, wo der Hammer hängt!
Für diejenigen unter Ihnen, die sich neu zugeschaltet haben: SchuB bedeutet Schule und Betrieb. Das ist ein praxisorientiertes Hauptschulmodell: In der 8. und 9. Klasse haben Schülerinnen und Schüler an drei Tagen Unterricht und gehen an zwei Tagen als Praktikanten in einen Betrieb. Jedes Praktikum läuft über ein halbes Jahr, so dass in diesen zwei Jahren vier Berufsfelder ausprobiert und kennengelernt werden können.
Das Ziel von SchuB ist: Jugendliche vom Standby-Modus wieder auf Arbeitsmodus zu schalten, so dass der Hauptschulabschluss erreicht wird und möglichst ein Ausbildungsplatz gefunden werden kann. Das heißt aber zuallererst, dass verschlafene oder auch hyperaktive Schulmüde eine Qualität der (Mit-)Arbeit kennen lernen, die den Geist wiederbelebt und den nervösen Körper in konzentrierte Ruhe bringt. Beides befördert Erfolg: Einmal gewittert, gibt er neues Selbstwertgefühl, produktive Lebendigkeit und den Stolz auf die eigene Leistung. Aufgaben sind dazu da um zu wachsen!
Verändertes Arbeits- und Sozialverhalten ist der Dreh- und Angelpunkt für unsere Erfolge. Überschaubare Lerngruppen, wenig Schlupflöcher, sozialpädagogische Begleitung und Zuwendung. Anschieben statt Abschieben. Das SchuB-Modell greift. Trotzdem ist es ein Auslaufmodell, das 2013 zu Ende geht. Noch eine SchuB-Klasse ist möglich, wenn genügend Bewerber zusammen kommen. Mit Skepsis schauen wir in Richtung Kultusministerium und auf das Mittelstufenkonzept, das danach die Probleme, die immer dringlicher werden, lösen soll.