Obersbergchor erobert die Herzen beim Konzert in der ehrwürdigen Abbey
Ein Beitrag von Martin Pfromm aus der Hersfelder Zeitung vom 10. Mai 2024
Malmesbury – Lullus hätte seine wahre Freude an dieser deutsch-englischen Verbindung, die ganz in seinem Zeichen steht und bestimmt den gesegneten Beistand des Heiligen hat. Der Zeitpunkt des Besuchs der Bad Hersfelder Bürgermeisterin im südenglischen Malmesbury, wohin sie den Chor der Modell- und Gesamtschule Obersberg auf Konzertreise begleitet, hätte perfekter nicht gewählt sein können:
Am Dienstagabend haben die politischen Vertreter im Town Council einstimmig die Resolution zur Anbahnung der offiziellen Städtepartnerschaft mit Bad Hersfeld als Basis zum „Twinning Agreement“ beschlossen. Dem Vernehmen nach könnte im Sommer das Stadtparlament Bad Hersfeld auf deutscher Seite den vergleichbaren Beschluss fassen - eine Besiegelung der Partnerschaft mit der pittoresken englischen Kleinstadt im Norden der Grafschaft Wiltshire, von der aus Lullus als missionierender Mönch auszog, wäre vielleicht also schon im Herbst zum Lullusfest denkbar.
Das, um es englisch auszudrücken, „Timing“ für das Konzert des Obersbergchores am Mittwochabend in der ehrwürdigen Abbey von Malmesbury, die sehr an die Stiftsruine erinnert, hätte ebenfalls nicht besser ausfallen können. Eine gelöste, aufgeschlossene Besucherschar lernte den wie immer gewinnend auftretenden und perfekt vorbereiteten Chor kennen. Mit deutschen und internationalen Liedern, die die Schönheiten der Natur und die Magie der Liebe besingen, bauten die über 100 Schülerinnen und Schüler um Ulli Meiß und die begleitende Lehrerschaft rasch eine Brücke zu den Herzen. Höhepunkt war der Vortrag des Liedes Amazing Grace - ein Gänsehautmoment, der geradezu sinnbildlich für das Ziel der absehbaren Städtepartnerschaft stehen kann.
Am Mittwochvormittag, Stunden vor dem Konzertereignis, hatten nämlich Anke Hofmann und der erst am Vorabend neu gewählte Bürgermeister von Malmesbury, Phil Exton, gemeinsam deutlich gemacht, wie wichtig die Begegnung mit und von jungen Menschen im internationalen Austausch ist. Die Szenerie im Rathaus von Malmesbury, wo diese feierlichen Worte an die große Zahl engagierter und begabter jugendlicher Choristen gerichtet wurden, war nachdrücklich und ohne Pathos schlichtweg passend.
So hat das auch Heinz-Jörg Kretschmer empfunden, der als Vorsitzender der Bad Hersfelder Friends of Malmesbury zur Delegation gehört - für ihn haben sich alle Bemühungen des agilen Vereins in einem fast beseelten Moment gelohnt: die offizielle Partnerschaft ist auf beiden Seiten gewollt und nun zum Greifen nah.
Ausdruck hat das in Malmesbury bereits darin gefunden, dass es neuerdings einen „Lullus Way“ gibt, an einen „Bad Hersfeld Parc“ gedacht wird und ein „Sigmar Gleiser View“ geplant ist, womit die Verdienste des geschätzten Anbahners auf Bad Hersfelder Seite herausgestellt werden soll. Das fühlt sich alles gut, richtig und vielversprechend an, zumal die Nordseestadt Niebüll - schon heute mit Malmesbury offiziell verpartnert - die Erweiterung entspannt und zustimmend begleitet, wie Meik Ebert, der Sprecher der Stadt Bad Hersfeld und selbst Malmesbury-Aktivist, mit einem diplomatischen Lächeln versichert.
Mit dem Gefühl, als sympathische Botschafter die deutsch-englische Freundschaft vorangebracht zu haben, befindet sich der Obersberg nach einem Bildungs- und Exkursionsprogramm zu den Kathedralen in Canterbury und Salisbury, nach London und zu den Steinen von Stonhenge am heutigen Freitag auf der Rückreise in Lullus’ zweite geliebte Heimat.
Konzerterlebnis in der Abbey von Malmesbury: Der Obersbergchor sang sich Mittwochabend in die Herzen der englischen Besucherinnen und Besucher. Foto: markus pfromm
Text und Foto: Hersfelder Zeitung vom 10. Mai 2024, Markus Pfromm