Abschlusskonzert der Festspielsaison: Blechbläserensemble lässt der Spielfreude freien Lauf
Doch im Lauf des Konzerts wurde deutlich, dass die Musikerinnen und Musiker nicht nur „volle Pulle“ können, sondern auch fein ziseliert. Ensemble-Leiter Ulli Meiß war die Freude über den ersten Auftritt nach eineinhalb Jahren – ebenso wie am Vortag den Chören – deutlich anzumerken. Nicht erst zum Schluss, als Meiß seine Dankbarkeit ausdrückte, auch angesichts der Tatsache, dass viele Chöre und Ensembles die Lockdown-Zeit nicht überlebt hätten. Nur vier Proben seien seit März 2020 möglich gewesen, da grenze es fast an ein Wunder, dass es möglich gewesen sein, ein niveauvolles Programm zusammenzustellen.
Ulli Meiß lobte seine Musikerinnen und Musiker, die für ein Konzert mitten in den Sommerferien nicht nur Stücke ausgesucht hätten, die sie besonders gerne spielten, sondern die in den letzten Tagen auch bereit gewesen seien, teilweise bis in die Nacht zu proben. Mit lateinamerikanischer Musik, dem Schlager „Ich hab’ getanzt heut Nacht“ und Blasmusik-Klassikern wie dem Lied vom Gardeoffizier begann das Konzert, das mit Hits aus der Pop- und Rockmusik fortgesetzt wurde. Besonders berührend und gefühlvoll geriet das Lied „Warum bist du gekommen?“, das ansonsten gern von Männerchören interpretiert wird, hier aber in einer Fassung für vier Bass-Tuben zu hören war.
Ulli Meiß brachte es auf den Punkt, als er sagte, dass die vier „Dichterfürsten“ mit ihren Instrumenten alle Vorurteile über raubeinige Tubisten ad absurdum führten.
Vor allem die vier Percussionisten, die schon durch ihre Sonnenbrillen als „die Coolen“ auffielen, waren immer für einen Gag gut: Da wurde dem Ensemble-Leiter schon mal kurzerhand der Taktstock entwendet oder der Stuhl, den Meiß wegen seiner kurz zurückliegenden Knie-Operation zeitweise nutzte, als Rhythmusinstrument zweckentfremdet.
Dem Ensemble gelang es mit Leichtigkeit, das Publikum zu begeistern und zum Mitklatschen oder Armeschwenken zu verführen. Beim Pop-Oldie „YMCA“ gab es außerdem eine spontane Bewegungsanimation durch eine Zuschauerin, der Ulli Meiß prompt den Taktstock übergab. Auch das Neuarrangement des aktuellen Charts-Hits „Wellerman“, bei dem das Ensemble durch drei A-Capella-Sänger komplettiert wurde, stieß auf viel Gegenliebe.
Satter Bläsersound, ein begeistertes Publikum und Musikerinnen und Musiker, denen Spielfreude – gerade nach der langen Durststrecke des Lockdowns – deutlich anzuspüren war, machten den besonderen Reiz des Konzerts aus, das mit dem Segenslied „Möge die Straße“ als Zugabe in einem wunderbar stillen Moment endete.
Das Blechbläserensemble der Modell- und Gesamtschule Obersberg sowie der Konrad-Duden-Schule begeisterte in der Bad Hersfelder Stiftsruine. (c) Ute Janßen, HZ
Text und Foto: Ute Janßen, Hersfelder Zeitung