Ein Beitrag aus der Hersfelder Zeitung vom 21. Dezember 2020
BAD HERSFELD – Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn bezeichnete Dr. Heinrich Nuhns Buch über Hersfelds jüdische Familien als verdienstvolle Publikation und dankte ihm für sein großes Engagement gegen das Vergessen. Unsere Zeitung ordnete es als Denkmal ein, und ein im alten Hersfeld geborener jüdischer Mitbürger lobte es als sehr berührendes Werk.
Damit die aus einer Ausstellung heraus entstandene Publikation „Sie waren unsere Nachbarn“ von möglichst vielen jungen Leuten gelesen und verinnerlicht werden kann, haben der Autor und die von Werner Schnitzlein vertretene örtliche Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jetzt Klassensätze des Werkes an die Schulleiter der Beruflichen Schulen Obersberg (BSO), der Gesamtschule Obersberg (GSO) und der Konrad-Duden-Schule (KDS) übergeben.
Den aus Niederaula stammenden und in Rotenburg lebenden ehemaligen Klosterschüler Dr. Heinrich Nuhn erfüllte die Spende mit großer Freude: „Es ist schon etwas ganz Besonderes, nicht nur aus akademischem, sondern aus ganz persönlichem Interesse heraus ein Buch über Menschen zu schreiben, die oftmals die gleichen Lehrer hatten – die in der Schule an der Stelle standen, an der man selbst stand und an der heute eine Ausstellung an sie erinnert – und durch die Stadt zu gehen und zu wissen: Da haben sie als Nachbarn gewohnt.“
Susanne Hofmann von der KDS berichtete von einem beeindruckenden Schulbesuch von Jack (Jakob) Hahn, der als einer der letzten jüdischen Schüler der Vorgängerschule Alte Klosterschule überlebt hat. Nuhn habe ihn und alle anderen Schüler mit sehr viel Liebe sichtbar gemacht. Kerstin Glende von der GSO hob hervor, dass es gerade das Persönliche sei, das ins Auge falle und bei den Lernenden hängen bleibe. Ähnlich äußerte sich Guido Lomb von der BSO, der betonte, dass es wichtig sei, die Erinnerung aufrechtzuerhalten und gegen das Vergessen vorzugehen.
Werner Schnitzlein wies darauf hin, dass die Buchübergabe zu Beginn des jüdischen Chanukka-Fests stattfinde. Das Lichterfest habe zu allen Zeiten Hoffnung vermitteln wollen und Hoffnung sei auch gerade jetzt wieder vonnöten. Mit der Zurverfügungstellung der Bücher – die Gesamtschule Geistal (GSG) hat bereits Bücher und an der Modellschule Obersberg (MSO) steht sie im Rahmen eines Projekts an – sei der Wunsch verbunden, nicht nur an Menschen zu erinnern, die nicht mehr leben, sondern auch dazu beizutragen, dass Lernenden durch Beschäftigung mit ganz persönlicher Geschichte klar werde, dass Religionen, Kulturen und Nationen immer wieder zusammenfinden müssen.
Buchübergabe im Schulleiterbüro: Unser Bild zeigt – von links – Susanne Hofmann, Dr. Heinrich Nuhn, Kerstin Glende, Guido Lomb und Werner Schnitzlein.
Text und Foto: Wilfried Apel (HZ)